Freitag, 16. Oktober 2009

Eine neue Umgebung

Editorial

Nach den Sommerferien freuen wir uns auf einen neuen Treffpunkt in der Nachbarschaft. Einige von uns haben eine Reise gemacht; das heißt neue Städte oder Länder entdeckt, neue Leute kennengelernt und damit neue Eindrücke gesammelt.
Andere sind zu Hause geblieben und haben Ruhe gehabt und somit auch Energie für einen neuen Beginn gesammelt.
Für die Schüler und die Lehrer ist das neue Schuljahr immer ein neuer Start, wegen der neuen Schulumgebung: Neue Schüler, neue Lehrer, eine neue Klasse, neue Fächer, neue KommilitonInnen oder KollegInnen. Diese neue Umgebung soll eine Kraftquelle sein für die Herausforderungen des neuen Schuljahres.

Wie immer versprochen will unser Magazin euch in diesem neuen Schuljahr regelmäßig und treu begleiten.
Einige Mitarbeiter konnten sich in Deutschland treffen, andere sind telefonisch oder mit E-Mails in Kontakt geblieben.
Auch wenn wir uns nicht alle treffen konnten, ist nach einem Jahr Zusammenarbeit in der „Nachbarschaft“ das Mannschaftsgefühl sichtbar und beeindruckend geblieben, mit immer mehr Nachbarschaft-Freunden in Europa wie in Afrika. Dies gibt uns neue Kräfte, weiterzumachen.
In diesem neuen Umgebung wünschen wir euch viel Spaß in der 8. Ausgabe der Nachbarschaft, unserem Kulturaustauschmagazin.

Evariste Fosong

Zu dieser Ausgabe haben auch beigetragen:
Anastasia P. - Maria S. (Russland) – Waleed T. (Deutschland)- Wikipedia - Magazin Bibala.

Collège Jean Tabi: Eine PASCH-Schule in Kamerun

Wussten Sie das?

Geographische Lage der Schule und Schulsystem
Etoudi, so heißt das im östlichen Teil der Hauptstadt Jaunde gelegene Stadtviertel, in dem die gerade eingeweihte PASCH-Schule Kameruns liegt: das Collège Jean Tabi.
Diese Goethe-Institut-Schule des PASCH-Projekts ist eine Missionsschule, die 1956 von katholischen Gemeindemitgliedern im Stadtviertel Etoudi gegründet wurde, mit dem Ziel, mittellosen Kindern erzieherisch zu helfen. Ein paar Jahre später übernahm die Diözese die Mitverwaltung. Laut einer jährlichen Rangliste des Staatsprüfungsamtes zählt sie zu den drei besten staatlichen Schulen Kameruns.
Das Collège Jean Tabi hat 21 Klassenräume. In jedem Klassenraum werden durchschnittlich 68,47 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. In der ersten Orientierungsstufe (7. und 8. Klasse) haben die Schüler nur Französisch und Englisch als „offizielle Fremdsprachen“. Ab der 9. Klasse wählen die Schüler zwischen Deutsch und Spanisch als drittes fremdsprachliches Schulpflichtfach. Ab September 2009 wird Deutsch bereits in der 6ème-Klasse (7. Klasse) unterrichtet werden.
In der 10. Klasse findet das erste Sekundarschulexamen (das BEPC) statt, das der Mittleren Reifeprüfung entspricht. Danach müssen die Schüler, die ihren Schwerpunkt auf die naturwissenschaftlichen Fächer legen, Deutsch oder Spanisch abwählen, während die der philosophischen Fachrichtung diese Sprachen weiter lernen.

Die Oberstufe fängt sozusagen ab der 11. Klasse an, setzt sich mit dem Vorabitur in der 12. Klasse fort und mündet in die Abschlussklasse mit der ABITUR-Prüfung (BACCALAUREAT A, C, oder D). Vor dem Abitur müssen die Schüler noch die Vorabitur-Prüfung (PROBATOIRE A, C oder D) als Voraussetzung für die Versetzung in die Terminale-Klasse ablegen.

Siegerliste der Schule im In- und Ausland
Aufgrund der guten Abiturergebnisse des Jahres 2007 rückte das Collège Jean Tabi (CJT) an die erste Stelle, im letzten Schuljahr lag es an dritter Position. 2006 gewann das CJT den staatlichen Schülerwettbewerb für Philosophie. Das CJT ist eine der fünf Goethe-Institut-Schulen in Kamerun und hat bisher Kontakt zur zweiten G-I-Schule in Jaunde, dem Lycée de Biyem-Assi. Ziel ist es, ab dem Schuljahr 2009-2010 eine Mini-Deutsch-Olympiade auf lokaler Ebene auf die Beine zu stellen.

Das CJT pflegt außerdem eine gute Partnerschaft mit zwei weiteren Schulen, dem Lycée Chevreuil de Lyon in Frankreich, und der Ecole des Jolis prés Jonquière in Canada. Es gibt beständigen Austausch vielfältiger Art zwischen den Schülern des CJT und denen der beiden o.g. Schulen. Im Sommer dieses Schuljahres (Juli) besuchten einige Schüler des CJT das Lycée Chevreuil, um so den Schüleraustausch zu verstärken.
Das CJT bietet im Fremdsprachenraum neben Deutschstunden und Deutschclub-Tagungen auch Lehrerfortbildungen an.

Das Management-Team, das Lehrpersonal und die Lernenden in Zahlen
An der Spitze des CJT steht eine Rektorin, Soeur Cobi Angèle Bilo’o. Mit Hilfe eines stellvertretenden Rektors und mehrerer Mitarbeiter (Fachberater, Aufseher...) organisiert die Schulleitung so die Schulverwaltung.
Das CJT ist beinahe genauso wie Kamerun „Afrika im Kleinen“, pardon: „die Welt im Kleinen“. Im CJT sind viele Nationalitäten und alle Ethnien Kameruns anzutreffen. In der Tat sind hier genau 1438 Schüler, davon 786 Mädchen und 652 Jungen, aus der ganzen Welt eingeschrieben. Hier sprechen Koreaner mit Kamerunern, Kongolesen mit Ivorern, Senegalesen mit Komorenern ...
Es gibt 74 Lehrkräfte – 25 Lehrerinnen und 49 Lehrer, darunter drei DaF-Lehrer, die 18 Fächer unterrichten (Englisch, Französisch, Spanisch und/oder Deutsch, Latein, Geschichte, Geographie, Staatsbürgerkunde, Philosophie, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Informatik, Sport, Religion, Leben- und Sexualkunde sowie Handarbeiten). Hinzu kommen noch 12 Aushilfskräfte für Putzen und Einkäufe.

Jean Léopold Leumassi, DaF-Lehrer
B.P. 12057 Jaunde-Kamerun
E-Mail: jleojung@gmail.com

Deutschland empfing im Sommer drei Nachbarschaftsmitarbeiter aus Afrika

Anlässlich eines Sprachkurs in Berlin, eines Seminars in Hamburg und eines privaten Aufenthaltes in München waren drei Nachbarschaft-Mitarbeiter aus Afrika letzten Sommer in Deutschland.
Evariste Fosong (Gabun), Leopold Leumassi und John Bapack (Kamerun) konnten sich wegen ihren unterschiedlichen Beschäftigungen nicht sehen, sind trotzdem telefonisch und mit Internet ständig im Kontakt geblieben.
Der Chefredakteur Evariste Fosong konnte sich mit dem Deutschlandteam und anderen Nachbarschaft-Freunden in Bensheim und Umgebung treffen. Mit Franziska Goetz, Gottfried Samoth (Redakteure) und Walter Böhme (Webmaster) wurde über die Zukunft des Magazins nach einem Jahr Arbeit viel ausgetauscht. Eine Einladung des deutschen Journalisten Bernd in Heppenhein…war eine Gelegenheit, einen reichen Austausch zu machen und die Welt der Zeitungen in einer Periode der hohen Kokurrenz mit den neuen Medien wie Internet besser kennen zu lernen.
Ein Besuch im Liebenfrauenschule-Gymnasium von Bensheim war eine Möglichkeit, das Magazin den Schülerinnen und LehrerInnen zu präsentieren und neue Nachbarschaft-Freunde zu gewinnen.
Eine Einladung in Brüssel (Belgien) durch Pater Meinolf von Spee, Leiter der NGO Don Bosco International und Nachbarschaft-Freund, gab auch eine Gelegenheit, sich über die Zukunft des Magazins auszutauschen.

Die Redaktion

Goethe-Institut Kamerun: Fortbildungssminar für Daf-LehrerInnen

Im April 2009 fand im Goethe-Institut Kamerun in Yaounde ein Seminar zur Deutschlehrerfortbildung unter Leitung von Birgit Oelschläger statt. Im Laufe des Seminars wurden folgende Schwerpunkte sowohl theoretisch als auch praktisch bearbeitet:

Wie bringe ich meine Schüler zum Sprechen? Mit welchen Mitteln erarbeite ich authentische Kommunikationssituationen, in denen Grammatik-Übungsformen beispielweise aus dem Lehrwerk „Ihr und Wir“ spielerisch im Unterricht dargestellt werden?
Wie kann ich als Lehrer Rollenspiele aus Dialogen vom Lehrbuch „Ihr und Wir“ bzw. Lese-Novelas wie in der Reihe von „Anna Berlin“ thematisieren? Wie bringe ich dann meine Schüler dazu, eigene Drehbücher, Dialoge und Texte anhand von Lese-Novelas für Deutschanfänger zu erarbeiten und zu inszenieren?
Die Seminarteilnehmerinnen sollten vor allem lernen, wie man Grammatik spielerisch bei großen Klassenstärken lehren kann und besonders, warum man überhaupt Theater im Kurs spielen soll bzw. darf. Die Schüler dürfen im Klassenzimmer die verschiedenen Texte des Lehrwerks inszenieren. Dies distanziert sich von der traditionellen Methode, die von Schülern verlangt, dass sie Texte nur lesen und verstehen.

Auch wurde im Seminar auf Schwierigkeiten eingegangen, auf die LehrerInnen stoßen können, wenn sie ihre Stunden spielerisch gestalten wollen.

(Aus dem Magazin Bibala)

Gabun: Schule, Fußball und Politik

Nachrichten

Nach den letzten Umstürzen in Gabun, besonders in Port Gentil als Folge der Wahlen, beginnt wieder das normale Leben in dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes.
Das Schuljahr, das letztes Jahr wegen des Lehrerstreites [Lehrerstreiks?] sehr gestört war, beginnt Anfang Oktober in einem neuen politischen und sozialen Kontext.
Am Beginn des Schuljahres sieht man schon mehr und mehr Leute in Buchhandlungen, aber anders als in den letzten Jahren, wo die Woche vor dem Schulbeginn oft mit Schlangen vor den Geschäften gekennzeichnet war.
Das neue Schuljahr beginnt in einem neuen politischen Kontext drei Monate nach dem Tode von Omar Bongo Ondimba. Wie wird es aussehen?

Bei diesem politischen Hintergrund spielt auch Fußball eine bedeutende Rolle in Gabun. Anfang dieses Monates, nämlich mit den Qualifizierungsspielen für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika und die Afrikanische Meisterschaft (CAN) in Angola. Nach zwei Spielen und zwei Verlusten gegen Kamerun hat Gabun die erste Stelle in der Gruppe A zugunsten seines Nachbarn verloren. Die Nationalmannschaft, die in den zwei ersten Spielen die Leute sehr beeindruckt hat, hat die Hoffnung noch nicht verloren. Denn in dieser Gruppe ist noch alles möglich zwischen den drei ersten Mannschaften: Kamerun (7 Pkte), Gabun (6 Pkte), Togo (5 Pkte). Am 10. Oktober spielt Gabun gegen Marokko in Liebreville, während Kamerun und Togo in Yaoundé aufeinander treffen.
Mooh Tola

Er lernt Schweißen und spricht Deutsch

Freie Tribüne

In Port-Gentil hört man Deutsch nicht so oft. Aber fließendes Deutsch von einem Schweißerlehrling scheint noch viel überraschender. Romeo, 28, hat die Schule in der 12. Klasse aufgegeben. Nach seinem großen Traum, mit Deutsch Karriere zu machen, ist die Wirklichkeit anders geworden. Unser Magazin hat ihn getroffen.

Nachbarschaft: Kannst du uns etwas von dir sagen?
Romeo: Danke. Ich bin Romeo, 28 Jahre alt. Ich stamme aus Kamerun und wohne jetzt in Gabun und besonders in Port-Gentil. Derzeit bin ich Schweißerlehrling.

N: Ein Schweißerlehrling, der aber Deutsch spricht und sogar fließendes Deutsch. Wieso?
R: Mein erster Kontakt mit Deutsch war in meinem Elternhaus in Kamerun. Damals war ich 10 Jahre alt. Meine Mutter hatte Deutsch in der Schule gelernt und sprach es gern. Regelmäßig hörte ich sie reden. In der 9. Klasse musste ich meine zweite Fremdsprache wählen. Da gab es kein Zögern. Ich wählte Deutsch.

N: Und dann...?
R: Ja, und dann war ich in der Klasse in Deutsch sehr begeistert. Zudem hat mir meine Mutter zu Hause geholfen. Als Hausfrau hatte sie viel Zeit und konnte meine „zweite Deutschlehrerin“ sein. Ich kriegte gute Noten und freute mich darauf. Ich wurde oft von meinen Deutschlehrern gelobt.

N: Hast du einmal ein Projekt oder einen Traum mit Deutsch gehabt?
R: Ja, natürlich! Da Deutsch mein Lieblingsfach war, wollte ich Deutsch bis zur Universität studieren und damit Karriere machen, z.B. als Lehrer, Dolmetscher oder etwas anderes. Leider habe ich die Schule früh verlassen.

N: Und warum mußtest du deine Studien so früh abschließen?
R: Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Situation in meinem Land ist mein Vater arbeitslos geworden und konnte meine Schulung nicht mehr bezahlen. Es gab keine andere Möglichkeit. Ich musste die Schule widerwillig verlassen.
N: Wie hast du das empfunden?
R: Als sehr peinlich. Ich hatte einen Traum. Ich hatte den Willen und die intellektuellen Fähigkeiten, hatte aber leider keine Hilfe.

N: Trotzdem kannst du Deutsch noch sprechen und sogar fließend…
R: Ja, aber nicht mehr wie früher. Ich habe viel verlernt, da ich die Sprache fast nicht mehr übe.

N: Und wie bist du jetzt nach Gabun gekommen?
R: Meine ältere Schwester wohnt in Gabun. Sie ist verheiratet und mein Schwager hat mich eingeladen, um mir eine zweite Chance zu geben.

N: Das heißt Schweißen zu lernen?
R: Genau. Nach zwei Jahren meiner Ausbildung werde ich bald meine Ausbildung abschließen.

N: Und wie fühlst du dich in deiner neuen Schule?
R: Obwohl sie mir keinen Traumberuf öffnet, mag ich meine Lehre. Ich bedaure nur die Tatsache, dass es hier mehr Theorie als Praxis gibt. Es gibt nicht genug Maschinen und kein modernes Equipment. Ich fühle deswegen die Notwendigkeit, nach der Ausbildung hier noch eine Weiterbildung in einer besseren Berufsschule zu haben.

N: Dafür wird aber noch Geld benötigt. Wird dein Schwäger dich weiter unterstützen?
R: Das ist die Frage. Er hat schon viel für mich getan, und dafür bin ich ihm dankbar. Für eine Weiterbildung muss ich jetzt selbst Geld finden; das heißt einen Job suchen, was derzeit nicht leicht ist. Wenn ich genug gespart habe, kann ich meine Ausbildung bezahlen und warum nicht das Abitur an einer Abendschule vorbereiten?

N: Ist das dein neuer Traum?
R: Sagen wir eine neue Herausforderung.

N: Also, Nachbarschaft wünscht dir viel Glück.
R: Vielen Dank.
Das Gespräch führte Evariste Fosong.

Wie verbringe ich am liebsten die Ferien?

Jugendlichenforum

Wenn ich irgendwohin in den Ferien gehe, allein oder mit Freunden, habe ich viel Spaß; zum Beispiel gehe ich gern in die Berge oder an den Strand. Aber die Ferien in einem Sprachkurs wie hier im Goethe-Institut Berlin finde ich interessanter, als einfach an den Strand zu gehen. Hier kann ich viele Leute kennenlernen und neue Freunde haben. Das finde ich toll.
Anastasia

Meiner Meinung nach kann man sich Zeit für eine Ferienarbeit nehmen, um etwas Geld zu verdienen. Aber Zeit für Spaß finde ich auch wichtig. Zum Beispiel mit Freunden raus gehen oder an dem Strand Ruhe haben. Ich persönlich als Student finde Spaß auch in einem Sommersprachkurs. Ich empfehle jedem gleichzeitig zu arbeiten und Spaß zu haben.
Waleed

In den Ferien lasse ich oft die Studien beiseite, weil ich sehr faul bin. Die Ferien sind für mich eine gute Gelegenheit, Freunde zu treffen und ins Kino oder in Discos zu gehen. In den Ferien habe ich mehr Zeit, um mein Zimmer aufzuräumen und Ordnung in meine Sachen zu bringen. Einen Reiseplan irgendwohin zu machen finde ich auch sehr interessant.
Maria

Mandela : Ein Beispiel der Ausdauer

Köpfe von gestern und heute

Nelson Rolihlahla Mandela wurde am 18. Juli 1918 im Dorf Mvezo in der Transkei, geboren. Sein Vater, Gadla Henry Mandela, gab ihm den Namen Rolihlahla, was wörtlich „Am Ast eines Baumes ziehen“ bedeutet.
Als der Vater 1927 starb, war Mandela neun Jahre alt. Durch den Tod seines Vaters wurde Rolihlahla zum Wahlbezirksführer ernannt.
Mit 16 wurde Mandela traditionsgemäß in die Reihe der Erwachsenen seines Volkes, der Xhosa, aufgenommen. Danach besuchte er das „Clarkebury Boarding Institute“, ein Thembu-College, wo er die westliche Kultur kennen lernte. 1937, mit 19 Jahren, besuchte er die methodistische Missionsschule Missions-College von Fort-Hare. Mit ihren nur 150 Studenten war sie so etwas wie ein akademischer Leuchtturm für afrikanische Gelehrte aus Süd-, Zentral- und Ostafrika. Hier begegnete Mandela auch seinem lebenslangen politischen Weggefährten Oliver Tambo, dem späteren Präsidenten des African National Congress (ANC). Fort Hare wie auch Healdtown waren Ursprungsorte der Opposition gegen die politische Vormachtstellung der Weißen in Südafrika. Neben Mandela und Tambo erhielten hier viele andere Afrikaner ihre akademische Ausbildung, die Jahre später im politischen Widerstand eine führende Rolle spielen sollten.

Mit dem Studium der Fächer Englisch, Anthropologie, Politik, „Eingeborenenverwaltung“ und Römisch-Holländisches Recht strebte Mandela nun, abweichend von der
vorgesehenen Laufbahn am Thembu-Hof, eine Beamtenkarriere im Regierungsministerium für „Eingeborenenangelegenheiten“ an. In seinem Anwaltsstudium betätigte sich Mandela erstmals politisch und wurde Mitglied des Studentenrats, dem Student Representative Council (SRC).
Am Ende zwang die Zeit in Fort Hare dem Studenten Mandela eine schwerwiegende Lebensentscheidung auf, denn er protestierte mit anderen Kommilitonen gegen die schlechte Verpflegung auf dem Campus. Die College-Leitung reagierte mit einem Ultimatum: Er konnte zwischen Einlenken und seiner Verweisung wählen. (Fortsetzung in Nr 9)

Montag, 12. Oktober 2009

Unterrichten mit Musik: Wie sieht das aus?

Ein Seminar ist eine Lehrveranstaltung, die unter einem gewissen, eng umrissenen Thema steht und an der sich alle Teilnehmer aktiv beteiligen. So ist es eine Gelegenheit für uns DeutschlehrerInnen, zu referieren, Ideen auszutauschen, aktuelle und frische Erkenntnisse zu erwerben, interessante Kontakte zu knüpfen.

Am 31. März 2009 nahm ich an einem Seminar in «Foyer Du Marin» Douala teil, dessen Leiter Thomas Frahm, der Experte für Unterricht vom Goethe-Institut Yaoundé, und Hans Niehaus, ein Hamburger Musiklehrer, waren. Auf den ersten Anhieb schien mir das Thema «Deutschlernen mit Musik» fremd und bizarr, da ich zuvor eine solche Lehrstrategie in meinen Klassen nie ausprobiert hatte. Skeptisch fragte ich mich, was Musik in der Tat mit einem regulären Deutschunterricht zu tun hätte. Aber das Seminar war wider Erwarten lehrreich, und im Raum herrschte eine tolle Stimmung.

Eigene Erfahrungen im Unterricht

Gleich am nächsten Unterricht probierte ich diese Methode aus. Es geschah in meiner 4ème Klasse von Collège Le Nil in Douala. Ausgehend von der Tatsache, daβ der moderne Sprachunterricht handlungs- und schülerorientiert sein soll, habe ich schlicht und einfach die Perspektive des Schülers eingenommen.

Folgende Möglichkeiten wurden angeboten: «Meinungen äuβern, Debatten durchführen, deutsche Lieder singen, Theater aufführen ...».

Anschlieβend habe ich sie gefragt, welche Aktivität sie am liebsten hätten. Die Antwort war für alle Schüler ganz spontan: «deutsche Lieder singen». Also zog ich aus meiner Tasche eine CD heraus, die ich beim Seminar bekommen hatte. Die Schüler hörten zuerst aufmerksam zu. Dann spürte ich, während die Musik lief, dass sie sehr stark angeregt wurden und Interesse und Begeisterung zeigten. Einige Lieder wurden an die Tafel geschrieben. Die lebendige und musikalische Lernatmosphäre hatte auβerdem die ganze Schule so gepackt, daβ die Schüler der Nachbarklassen am Deutschunterricht teilzunehmen wünschten. Inzwischen hatten die Schüler auch eigene Lieder erfunden und vorgeführt. Mir war besonders aufgefallen, wie die Schüler dabei ihre mündlichen und schriftlichen Kompetenzen aktivierten. Jede(r) wollte nach vorne kommen, um ein Lied vorzuführen.
Ich verstand ganz schnell, daβ Musik Motivation schafft und damit die wichtigste Vorrausetzung für erfolgreiches Lernen. Sogar Schüler, die ich am Anfang des Schuljahres als faul, zaghaft, schwach, schüchtern ansah, haben sich durch hervorragende Leistungen hervorgetan.
Musik hat für eine entspannende Atmosphäre gesorgt und somit die Schüler zum Sprechen, zum Schreiben, kurzum zum Lernen angespornt. Die deutsche Sprache wurde dabei praktisch angewandt, auch wenn der Stil noch nicht perfekt ist.
Zentral ist auch mein eigenes Verhalten, weil ich mich jederzeit ansprechbar gezeigt habe. Das Lernziel, das wir uns am Anfang des Unterrichts gesetzt haben, ist zweifelsohne erreicht. Die Schüler sind in der Lage, ihre persönlichen Meinungen zu äuβern, Kommilitonen bzw. den Lehrer anzusprechen, deutsche Lieder zu singen und vorzuführen. Sie sind auch in der Lage, Modalverben zu konjugieren und sie je nach dem Kontext zu benutzen, Personalpronomen richtig zu beugen, Adjektive im Komparativ und im Superlativ zu identifizieren und schließlich Verben ins Perfekt zu setzen. Ich war verblüfft zu sehen, wie die Deutschlernenden sogar mit ihren spanischen Kommilitonen deutsche Lieder laut mit Begeisterung und Tanz auf dem Schulhof sangen. Hoffentlich werden sie künftige Kameruner Sänger in deutscher Sprache.

FAZIT
Abschlieβend möchte ich nur eines erwähnen: Musik zieht Erfolg nach sich. Es liegt jetzt an uns DeutschlehrerInnen, unsere Schüler nicht mehr schlecht zu machen, sondern sie dazu zu motivieren, sich mit Kopf, Hand, Herz die deutsche Sprache anzueignen. Ein wichtiges Lehrmittel dazu ist die Musik, die mit Sorgfalt und Feinheit beim Deutschunterricht eingesetzt werden soll. Es ist aber zu hoffen, daβ unsere jeweiligen Schulverwaltungen sich mit modernsten Musikinstrumenten ausrüsten, damit wir unsere Projekte reibungslos durchführen können. Das ist gerade auch mein Appell an die Leitung von Collège Le Nil.

Chantcho Tankoua William